Der Froschkönig lebt

Der Frosch, el bufo alvarius, hat mich geküsst und ich bin in Liebe und Licht aufgegangen.

Milli erklärt die Zeremonieutensilien
Der Frosch, sein Gift, die Medizin und Klanghölzer

Antonio hat mit Milli aus Venezuela und Jesús aus Mexiko Kontakt aufgenommen und bei der befreundeten bruja (Hexe) Lilli um die Nutzung der Terrasse im abseits gelegenen, grünen La Buitrera gebeten. Als wir ankommen findet gerade eine Kampozeremonie unter Anleitung von Lillis Tochter statt. Von der Terrasse sind Rasseln und Gesänge zu vernehmen. Wir sitzen im Haus auf schweren Holzstühlen zwischen Fadenmandalas, Holzschnitzereien, Muscheln und anderen Artefakten. Lilli berichtet von den Zeremonien, die hier angeboten werden, von ihrer Arbeit als Heilerin, von ihren Erfahrungen mit Yahé und den Kräutern im Garten. Milli erzählt ebenfalls von ihrer Arbeit und dass auf der Reise von Mexiko ihr Koffer mit der wertvollen Medizin abhanden gekommen ist. Eine Schatzkiste voll Kampo und San Pedro, der Medizin Mexikos. Nur das Bufo im Handgepäck ist mit ihnen angekommen. So beschränken sie sich auf dieser Reise auf die Bufozeremonie, die stärkste von allen. Wirkstoff ist wie beim Yahé DMT, nur eben um einiges potenter. Bufo wird aus den Giftdrüsen des Froschs Bufo Alvarius gewonnen, der neun oder zehn Monate im Jahr unter der Erde in der Wüste Mexikos schläft und nur während der Regenzeit zum Fressen und zur Fortpflanzung an die Erdoberfläche kommt. In dieser Zeit werden sie eingefangen, gemolken und wieder entlassen. Sie zeigt Fotos des handtellergroßen Froschs und des gelblichen Giftes, das auf einer Glasscheibe gesammelt und in der Sonne getrocknet wird. Für eine Zeremonie für eine Person wird das Gift eines Froschs benötigt.

Schöne Intentionen an die Medizin

Die Zeremonie beginnt mit röhrenden Geräuschen von Hölzern, die durch die Luft gewirbelt werden, um den Raum zu öffnen und von negativen Energien zu befreien. Dann wird mir ein Text gegeben, den ich laut vorlesen und damit allen Ballast abwerfen soll, damit ich in die bedingungslose Liebe eintauchen kann. Milli hält mir das Glaspfeifchen mit der Medizin an Kopf und Herz, stimmt die Medizin auf mich und die erforderliche Arbeit ein. Mit einer festen, herzlichen Umarmung wünschen mir Milli und Jesús eine wunderschöne Reise, erklären mir nochmals, wie ich den Rauch tief in den Bauch einatmen und möglichst lange einbehalten soll. Ich atme tief aus, inhaliere den Rauch so tief ich kann und entschwinde in andere Welten. Jesús fängt mich auf und lässt mich sanft auf das Lager gleiten, als ich in einem unendlich tiefen Michfallenlassen das Bewusstsein verliere. Sie singen, rasseln, klingeln und streicheln meine Arme. Umsorgen mich liebevoll.

Milli und Jesús sorgen für eine sichere Reise in die Vollkommenheit

Bufo lässt einen die Welt, die innere Welt, für einen Moment – zwischen 15 und 40 Minuten – ganz klar sehen. Zuerst die dunklen Seiten, die tief im Inneren verborgenen Schatten, dann die bunten Farben, Fraktale, sich bewegende Muster und dann das weiße, unglaublich schöne Licht bedingungsloser Liebe, pure Energie.
Als ich aus der Trance erwache, möchte ich die Augen nicht öffnen, möchte nie wieder die Welt so sehen, wie wir sie im Alltag sehen. Ich genieße noch eine Weile mit geschlossenen Augen dieses behagliche Gefühl von Geborgensein und bedingungsloser Liebe. Voller Liebe und Glück und auch Traurigkeit, weil die Welt nicht immer so erscheint, öffne ich die Augen, betrachte die Bäume, den Himmel und die strahlenden Gesichter um mich herum.

Glücklich für den Moment

Als ich später Antonios Aufnahme der Zeremonie ansehe, erschrecke ich ein wenig. Das Zittern, Krampfen, die tiefen Laute, das verzerrte Gesicht, die Spucke spiegeln so garnicht die Erfahrung von purer Liebe wider.

Nach der Zeremonie kommt ein prächtiger Vogel in den Garten
Im Garten wächst auch San Pedro

Diese Zeremonie werde ich bei Gelegenheit an einem noch ruhigeren Ort am Meer oder an einem Bach in den Bergen wiederholen.

Gracias, Milli!

*Fotos der Zeremonie sind von Antonio

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