Raus aus dem Dschungel

Auf einmal sitze ich mit Enrique und don Esteban im Boot und verlasse die communidad mit Tränen in den Augen. Wir fahren nach Cali. Dort verbringe ich ein paar sinnlose Tage; die Freunde, die ich besuchen wollte, sind nicht daheim.

So fahre ich über Medellín nach Puerto Nare. Ein Bekannter, den ich im Dschungel kennenlernte, hat mich eingeladen. Aber.

Es passiert mal wieder nichts, ich bin in einer Sackgasse, stuck und stoned.
Also fahre ich zurück nach Medellín.

Der Bekannte aus Medellín ist gerade in den Bergen unterwegs. Der Cofán, den ich in Cali bei mehreren tomas traf, antwortet nicht auf meine Anfrage.
Ich fahre zum anderen Busterminal. Auf der Herfahrt hatte ich meine Schlafsackkompressionstüte im Bus vergessen. Ich fragte bei der Information nach und die nette Dame bat einen Freund die Tüte bei der Busreinigung zu retten und am Schalter für mich aufzubewahren, was tatsächlich geklappt hat.

In Estadio habe ich ein Hostel entdeckt, das gemütlich und preiswert klingt. Als ich dort klingle, heißt es, alle Zimmer seien belegt. Auf der anderen Straßenseite gäbe es ein anderes Hostel, dort sei bestimmt Platz. Tatsächlich bin ich der einzige Gast.

Genaue Pläne habe ich nicht für Medellín. Am Morgen fahre ich mit der Metro nach San Javier in die Comuna 13. Früher war die Gegend eine der gefährlichsten des Landes. Nachdem eine Rolltreppe gebaut wurde und bunte Grafittis an den Wänden entstanden, zieht der farbige Bergaufgang nun Touristen an. Eine bunte Illusion in einer noch immer armen Gegend.

Rückzu laufe ich. In einem kleinen Park rauche ich einen tobaco im kühlen Schatten der Bäume, als ich meinen Namen höre. Maria Helena, die Hostelwirtin, kommt von ihrer Schicht heim. Sie wohnt nicht weit und lädt mich zu sich ein. Sie wohnt in einem der anonymen Wohnblocks mit Pförtner. Das angebotene Essen lehne ich wegen des anhaltenden Durchfalls ab. Ich verabschiede mich bald, streune weiter durch die Stadt und entdecke einen bunten Friedhof, einen Friedhof mit Graffiti. Das habe ich noch nie gesehen.

Im Park der Bibliothek rauche ich einen weiteren tabaco unter dem orange-grün-rotblättrigen Baum. Der 19-jährige Juan Pablo setzt sich auf die Bank neben mir und erzählt mir strahlend von seiner Begeisterung für Rucksackreisende. Er möchte ebenfalls gern reisen. Nach Patagonien. Was ist das Problem? Er wird studieren. Studiere später. Ich kann nicht, weil ich ein Stipendium habe. Wie lange dauert das Studium? 3 Jahre. Na gut, dann reise in drei Jahren. Ok.
Vielen Dank, du inspirierst mich sehr, verabschiedet er sich. Kurz darauf kommt er erneut zurück. Was ich vergessen habe: kann ich ein Foto mit dir machen? Danke Juan Pablo!

Macht euch bereit, in zwei Jahren wird er die Welt erobern!

Neben der Comuna 13 sind in Medellín die Skulpturen des berühmtesten kolumbianischen Malers und Bildhauers Fernando Botero auf der ebenso benannten Plaza Botero zu bestaunen.

Keine Skulptur, aber schläft ebenso in der Stadt

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